VMI - NPO-Management in Polen

Auf Einladung des VMI und mit finanzieller Unterstützung der Ernst-Bernd Blümle Stiftung war vom 24. bis 27. April Joanna Schmidt, Assistenzprofessorin an der Wirtschaftsuniversität Posen (Polen), für Forschungsgespräche Gast am VMI. Joanna Schmidt forscht und lehrt zum Dritten Sektor und zum Human Resource Management in polnischen NPO. Im Rahmen ihres Aufenthalts fanden zwei Workshops mit Vorträgen zum Dritten Sektor und zu Fragen des NPO-Management statt, jeweils im schweizerisch-polnischen Vergleich.

Der Dritte Sektor in Polen weist zwar eine ähnliche Struktur nach Tätigkeitsfeldern auf, ist aber noch immer durch die Umwälzungen Ende der 80er Jahre geprägt. Zivilgesellschaftliches Engagement war im sozialistischen System staatlich reguliert und nur wenige Organisationen, wie die Katholische Kirche oder die Gewerkschaft Solidarność, boten alternative Plattformen. In der Folge der politischen Umwälzungen entstand zwar ein zivilgesellschaftlicher Sektor zwischen Staat und Kirche, der aber mit rund 75‘000 registrierten und aktiven Organisationen und rund 1,3% der Wirtschaftsleistung viel kleiner als in den westeuropäischen Ländern ist. Zudem stehen Teile der Kirche diesen privaten Organisationen kritisch gegenüber, da sie sich immer noch als die Sachverwalter von freiwilligem Engagement für die Gesellschaft betrachten. Dementsprechend sind auch der gesellschaftliche Status von Nonprofit-Organisationen und ehrenamtliches Engagement weit weniger hoch als hierzulande. Während im Jahr 2006 noch 22% der polnischen Bevölkerung – und dabei überdurchschnittlich viele junge Menschen – freiwillig engagiert waren, sank dieser Wert als Folgewirkung des EU-Beitritts und der damit verbundenen Arbeitsmarktdynamik auf 13% und verharrt seither auf diesem Niveau.

Wichtige Herausforderungen für den Dritten Sektor bestehen heute darin, die Sichtbarkeit und Anerkennung der eigenen Aktivitäten für staatliche Stellen und breite Bevölkerungskreise zu erhöhen, damit die finanzielle Ressourcenbasis zu verbreitern sowie notwendige Professionalisierungsschritte im Management einzuleiten.

Der Forschungsaufenthalt war Startschuss für den in Zukunft noch zu intensivierenden Austausch des VMI mit Forschungseinrichtungen im osteuropäischen Raum, die sich in ähnlicher Weise wie unser Institut mit Fragen der Professionalisierung im Dritten Sektor beschäftigen.

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