Europatag 2014: Top-Ökonomen zu Gast an der Universität

Am 6. Mai hat die Universität, koordiniert vom Zentrum für Europastudien, zum 39. Mal den Europatag veranstaltet. Das breite Themenspektrum spiegelte sich in mehreren Veranstaltungen der verschiedenen Fakultäten und Institute wider. In einem ganztägigen Symposium diskutierte das Institut für Europarecht über die Personenfreizügigkeit und Zugang zu staatlichen Leistungen. Die Philosophische Fakultät widmete sich in zwei Kunstveranstaltungen dem Thema 25 Jahre Fall des Eisernen Vorhangs zwischen Ost- und Westeuropa.

Aus ökonomischer Perspektive wurden zwei Veranstaltungen angeboten. Am Vormittag trat als Gast von Prof. Thierry Madiès Eric Heyer vom Observatoire Français des Conjonctures Economiques, Sciences Po, Paris, auf. Er erläuterte in seinem französischsprachigen Referat die Reaktionen der Eurozone auf die Wirtschafts- und Finanzkrise. Am Abend des Europatages sprach Prof. Jürgen Stark, ehemaliger Chefvolkswirt und Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank in seinem Festvortrag vor ca. 200 Gästen über das Thema „Europa zwischen Krise und Reform“. Jürgen Stark war Ende 2011 von seinen Ämtern bei der EZB zurückgetreten, v.a. weil er die Käufe von Staatsanleihen durch die EZB nicht mittragen wollte, die einen Rechtsbruch darstellten und langfristig auch ökonomisch sehr gefährlich seien.
Europatag 2014
In seinen Begrüssungsworten betonte Prof. Dirk Morschett, Direktor des Zentrums für Europastudien, dass die Finanz- und Währungskrise im Euro-Raum derzeit zwar in den Medien keine grosse Beachtung mehr findet, aber dass dies keinesfalls bedeute, dass die Krise bereits vorbei sei. Jürgen Stark zeigte detailliert auf, inwiefern sich die Situation zwar in den letzten Jahren in einigen Aspekten und in einigen Ländern Europas verbessert habe, aber dass die Reformen bei weitem noch nicht weit genug gegangen seien. Er zeigte auf, dass verschiedene Länder es mit den bestehenden Massnahmen nicht schaffen können, ihre Verschuldung auf ein akzeptables Mass zu reduzieren. Wachstum tritt erst langsam wieder ein. Erst 2015 oder 2016 wird die Euro-Zone wieder die Wirtschaftsleistung des Jahres 2008 erreichen. Prof. Stark betonte das grosse Risiko, dass die Krise sich noch einmal intensivieren könne, wenn die EZB ihre derzeitigen Massnahmen beenden würde. Gleichzeitig zeigte er aber eindeutig, dass die Massnahmen der EZB seit 2010 rechtswidrig waren und die Maastricht-Verträge und auch den Geist der ursprünglich vereinbarten Währungsunion fortwährend verletzen. Insgesamt sprach Prof. Stark deutlich warnende Worte aus, was die unmittelbaren wirtschaftlichen Gefahren, aber v.a. auch die Verletzung von Verträgen durch die EU und die EZB betrifft und was dies für die Glaubwürdigkeit der EU-Institutionen bedeute. Nichtsdestotrotz betonte er in seinem Referat, wie notwendig und sinnvoll das Europäische Projekt insgesamt sei und wie wichtig es ist, dass sich die Länder Europas darüber einig sind, in welche Richtung und mit welchem Ziel man die Europäische Union weiterentwickeln und reformieren will.
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