Prof. Dr. V. Grossmann Dr. A. Zanetti Prof. Dr. H. Lichtsteine
„Die europäische Wirtschaftskrise und ihre Auswirkungen auf die Schweiz“. Alles andere als leichte Kost, die sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Alumni SAES-Jahrestagung am Samstag, 16. November an der Universität Pérolles II genehmigten. Doch Volker Grossmann, Professor für Makroökonomie, und Attilio Zanetti, Direktionsmitglied der Schweizerischen Nationalbank, hatten die volle Aufmerksamkeit der Anwesenden. Kompetent, prägnant und verständlich zeigten sie Ursachen und Auswirkungen der Finanzkrise auf.
Volker Grossmann legte in seinem Referat dart, wie kurzfristige Anreize in Form von Provisionen und Boni für Immobilienmakler und Wertpapiermanager aufgrund einer fehlenden Haftung für längerfristige Verluste direkt in die Krise führten. Deren Folge: Hohe Jugendarbeitslosigkeit und ein starker Anstieg der Staatsverschuldung. Der Eurorettungsschirm tauge hierfür nicht als Lösung, so Grossmann. Denn nicht die Staaten seien damit gerettet worden, sondern deren Gläubiger: die Banken. Und diese hätten somit auch keinen Anreiz, Risiken zu vermeiden. Zudem würde der Rettungsschirm nicht zu Strukturreformen in den betroffenen Staaten führen sowie nötige Konjunkturprogramme und Investitionen durch Sparauflagen verunmöglichen. Grossmann legte eindrücklich dar, wie diese Austeritätspolitik die Krise zusätzlich verschärft, sozialen Unfrieden und eine Radikalisierung der Bevölkerung zur Folge hat. Der Schweiz müsse sich neben einer Exportkrise auch mit den Gefahren einer Immobilienblase, negativer Realzinsen und zunehmenden Verteilungskonflikte befassen.
Auch Attilio Zanetti brachte keine hoffnungsfrohe Botschaft. Anhand von US-Daten verdeutlichte er in seinen Ausführungen, dass die aktuelle Rezession tiefere Wunden hinterlässt als andere Konjunkturabschwünge in den vergangenen 60 Jahren. Sowohl Beschäftigung als auch Konsumausgaben pro Kopf gingen stärker zurück und brauchen länger, um sich zu erholen, als in vorherigen Krisen. Dass die Schweiz von der Krise weniger stark betroffen ist als andere Länder, liege daran, dass auf den Binnenmarkt fokussierte Sektoren die Rückgänge bei Banken, Exportindustrie und Hotellerie weitgehend auszugleichen vermögen. Auch seien nicht alle Branchen der Exportindustrie von der Krise gleich stark betroffen.
Die beiden Referate boten die Grundlage für eine engagierte Diskussion, die beim anschliessenden Apéro fortgesetzt wurde. Die nächste Gelegenheit für eine Teilnahme an einer hochkarätig besetzten Jahrestagung bietet sich am Freitag, 14. November 2014. Zur Feier des 125jährigen Geburtstages der Universität Fribourg wird diese gemeinsam mit dem Hochschulverein durchgeführt. Einer engeren Zusammenarbeit hatten die Mitglieder an der vor der Tagung durchgeführten Generalversammlung einstimmig zugestimmt. Homepage SAES ...