49. Internationales Verbände-Forum 2018

Über 50 Teilnehmende aus Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz nahmen am einmal mehr ausgebuchten Internationalen Verbände-Forum in Gstaad teil.

Zahlreiche Vorträge führten zu angeregten Diskussionen. Den Auftakt zum Forum machte Prof. Dr. Holger Herz der Universität Freiburg/CH, der aufzeigte, dass Verlustaversion ein zentraler Treiber vieler menschlicher Verhaltensweisen ist. Dies bedeutet zum Beispiel, dass unsere Wahrnehmung von Lohnveränderungen von sozialen Referenzpunkten abhängt oder dass wir unsere Arbeitsleistung dem Erreichen von bestimmten Einkommenszielen anpassen. Der Geschäftsleiter der Caritas Luern, Thomas Thali, rekonstruierte  den  herausfordernden Change Prozess, der durch das Wegfallen des kantonalen Asylauftrags ausgelöst wurde. Als Fazit dieses Referats kann festgehalten werden, dass auch NPO ab- und rückbaufähig sind und der Wegfall eines Auftrags kann auch positive Veränderungsenergien freisetzten. Dr. Hansruedi Scherer, Gründungspartner und Präsident des Verwaltungsrats der PPCmetrics AG (Beratungsfirma für finanzielle und anlagetechnische Fragen), sprach über die Handhabung von Reserven und plädierte für eine pragmatische Handhabung ebendieser. Dabei sollte man sich als NPO überlegen, ob und wieviel Reserven sinnvoll sind und wie diese bestmöglich im Sinne des Organisationszwecks aufgebaut und verwendet werden können. Remo Oswald vom Impact Investment Manager BlueOrchard erklärte anschliessend den Wirkungsmechanismus von Mikrofinanz. Dabei finanzieren Investoren Geschäftsaktivitäten einkommensschwacher Bevölkerungsgruppen und erhalten dafür Renditezahlungen. Diesen Bevölkerungsgruppen ermöglicht dies im Idealfall den Aufbau eines eigenen Unternehmens, welches Einkünfte generiert und so finanzielle Stabilität und längerfristig Unabhängigkeit schafft. Dr. Charles Giroud der Beratergruppe für Verbands-Management nannte Erfolgsfaktoren für einen optimalen Vorstand: Dieser setzt sich aus möglichst heterogenen Mitgliedern zusammen, besteht aus 5 bis 7 Personen, nimmt seine Rolle als strategisches Führungsorgan wahr, trägt die Verantwortung für seine eigene Erneuerung unter Beachtung der Kontinuität und schliesslich evaluiert der Vorstand einmal im Jahr seine eigene Arbeit, die Zusammenarbeit im Gremium und die Zusammenarbeit mit der Präsidentin und dem Geschäftsführer. Dr. Ivo Bonamico, Direktor des Landesrettungsvereins Weisses Kreuz, präsentierte, wie die Organisation als erste NPO im Südtirol das NPO-Label zu Management Excellence erlangte. Herausforderungen waren dabei, den erhöhten bürokratischen Aufwand (z.B. Sitzungsevaluation und Benchmarking) gut einzuplanen und ein fundiertes Qualitätsbewusstsein bei Haupt- und Ehrenamtlichen sowie Freiwilligen zu verankern. Flankiert wurde dieses Referat von der Vorstellung zweier Studien des VMI. (1) Die Gehaltsstudie 2017 zeigt die Vergütung von haupt- und ehrenamtlichen Führungskräften in Schweizer Verbänden und anderen NPO. Neu findet sich darin ein Rechner, mit welchem sich eine Lohnberechnung durchführen lässt, die aufführt, inwieweit der eigene Lohn marktkonform ist. (2) Die Studie zur Vereins- und Verbandskommunikation im digitalen Zeitalter erhob das aktuelle Kommunikationsverhalten von Verbänden. Dabei zeigt sich, dass die klassischen Medien trotz der Digitalisierung nach wie vor für viele Verbände grosse Bedeutung haben. Ähnliche Erkenntnisse können aus dem Referat von Daniel Knus, Geschäftsführer von HSG Alumni, dem Ehemaligenverein der Universität St. Gallen, gewonnen werden. Soziale Medien helfen, das bestehende Netzwerk innerhalb einer Alumni-Organisation zu stärken. Das Fundament bilden aber nach wie vor die persönlichen Beziehungen und ein Netzwerk ist nur so stark, wie es durch die am Netzwerk beteiligten Personen gepflegt und gefördert wird. Christopher Jud von der Universität Stuttgart sprach zu Industrie 4.0. Dabei steht die Herausforderung im Vordergrund, wie Dienstleistungen individualisiert werden können und dabei gleichzeitig eine effiziente Standardisierung der Prozesse erhalten bleiben kann. Yves Hertig vom iimt (International Institute of Management in Technology) der Universität Freiburg/CH reflektierte mit den Forumsteilnehmenden wie sich Nutzer eines intelligenten Stromnetzwerks verhalten, wenn sie nicht nur Strom verbrauchen, sondern diesen auch selber produzieren. Daraus ergeben sich Fragestellung, die für den Dritten Sektor genauso von Relevanz sind, wie zum Beispiel „Wie balancieren wir Eigen- und Kollektivinteresse?“ oder „Sollen wir beitragen oder trittbrettfahren?“. Ein weiteres, zentrales Thema war die Kombination von sozialer Mission und unternehmerischer Orientierung. Ulrich Frei zeigte anhand der Organisation FUNDES auf, dass ein klarer Entscheid für nur ein Geschäftsmodell nötig ist, will man langfristig Erfolg haben und selbstragend sein. Christoph Thoma führte den Begriff der Beschäftigungsfähigkeit (Employability) ein, der für NPO besondere Bedeutung hat, da sie mit Haupt- und Ehrenamtlichen sowie Freiwilligen arbeiten. Die Beschäftigungsfähigkeit beschreibt die Übereinstimmung zwischen den Anforderungen der Arbeitswelt einerseits und den persönlichen, fachlichen, sozialen und methodischen Kompetenzen sowie der individuellen Gesundheit andererseits. Die Chorleiterin und Musikpädagogin Manuela Eichenlaub versetzte die Teilnehmenden in die Welt der Musik. Dabei zeigte sie in interaktiver Weise auf, dass Dirigenten ganz verschiedene Führungstypen verkörpern, von deren nonverbaler Kommunikationsweise auch NPO-Führungskräfte lernen können.

Das Forum ermöglichte einmal mehr einen sehr persönlichen und fachlich diversen Austausch und war auch in diesem Jahr wieder als Weiterbildungs- und Vernetzungsanlass ein Erfolg. Wir danken den Teilnehmenden für ihre aktive Mitarbeit und freuen uns bereits auf das Jubiläum im nächsten Jahr, denn das Internationale Verbände-Forum feiert sein 50. Jubiläum!

49e_Verbände-Forum_2018
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