Seit etwa zehn Jahren akquirieren chinesische Unternehmen in grossem Umfang Unternehmen aus hochentwickelten Industrieländern, auch in der Schweiz. Die primäre Motivation dabei ist gemäss der bisherigen Forschung, sogenannte «Strategic Assets» wie zum Beispiel technologisches Know-how oder Marken zu akquirieren, deren organischer Aufbau wesentlich länger dauern würde. Waren es
zunächst fast ausschliesslich staatliche chinesische Unternehmen, sind in den letzten Jahren vor allem private chinesische Unternehmen als Investor aktiv geworden. In jüngster Zeit werden solche Akquisitionen in den Zielländern immer stärker kritisch diskutiert, sodass die Frage wichtig ist, ob es sich dabei um einen «Ausverkauf» westlichen Know-hows oder um eine Strategie handelt, die auch für das übernommene Unternehmen Wert schafft.
Im Forschungsprojekt geht es darum, den gesamten Prozess der Akquisition westlicher Unternehmen durch private chinesische Unternehmen anhand einer Reihe von vergleichenden Fallstudien zu untersuchen. Forschungsfragen sind dabei unter anderem, wie passende Akquisitionsobjekte
identifiziert werden und welche firmenspezifischen Vorteile die jeweiligen Partner einbringen. Die Kernfrage ist, wie die Akquisition Wert schaffen soll, sowohl für die akquirierenden chinesischen Unternehmen als auch für die übernommenen Unternehmen. Damit verbunden ist die Frage, wie die chinesischen Unternehmen es in einem Bieterwettbewerb überhaupt schaffen, westliche Unternehmen
zu kaufen. Eine Hypothese ist, dass dies entgegen einer weit verbreiteten Ansicht nicht etwa daran liegt, dass sie die höchsten Summen bieten, sondern dass sie vielversprechende langfristige Zukunftsaussichten bieten, indem sie die strategischen Assets des zu übernehmenden
Unternehmens auf gewinnbringende Art mit ihren eigenen firmenspezifischen Vorteilen bündeln.
Leitung des Projekts: Dipl.-Vw. Juan Wu und Professor Dr. Dirk Morschett
