Präsentation der dritten Ausgabe des Medienqualitätsratings Schweiz: Zunehmende inhaltliche Medienkonzentration als Folge von Verbundsystemen

Am 14. September 2020 präsentierten Prof. Dr. Diana Ingenhoff (Universität Fribourg, DCM) gemeinsam mit ihren Kollegen Prof. Dr. Mark Eisenegger und Dr. Daniel Vogler (Universität Zürich, IKMZ) sowie Dr. Philipp Bachmann (Hochschule Luzern) in der Aula der Universität Zürich sowie per Live-Stream die Ergebnisse der dritten Ausgabe des Medienqualitätsrating MQR Schweiz, welches die Qualität der 49 wichtigsten Informationsmedien der Schweiz im Auftrag des Stiftervereins Medienqualität untersucht. Dabei wird die Untersuchung der Qualitätswahrnehmung mittels einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung kombiniert mit der Messung der Berichterstattungsqualität anhand einer Inhaltsanalyse. Diese zweifache Medienqualitätsmessung ist national wie international einmalig.

Das Ranking erfolgt gesondert für vier Mediengruppen mit vergleichbarer publizistischer Ausrichtung. Das Nachrichtenmagazin «Echo der Zeit» von Radio SRF führt erneut die Bestenliste der Informationsmedien an. Es setzt über alle untersuchten Medientitel hinweg - sowohl in der Inhaltsanalyse wie auch in der Publikumsbefragung – den Massstab in punkto Medienqualität in der Schweiz. Die gedruckte NZZ führt die Gruppe der Tages- und Onlinezeitungen an, die NZZ am Sonntag ist innerhalb der Sonntagszeitungen und Magazine am besten platziert. Unter den Boulevard- und Pendlerformaten behält lematin.ch seine Spitzenposition bei. Die Newssite blick.ch ist die Aufsteigerin des Medienqualitätsratings 2020, da sie von allen Informationsmedien gegenüber 2018 am meisten Qualitätspunkte gewonnen hat.

Allerdings zeichnet sich bei 14 von 21 Tages- und Onlinezeitungen über die letzten Jahre ein Verlust an Vielfalt ab. Vielfaltsverluste können vor allem bei Medien beobachtet werden, die in Verbundsysteme integriert sind und über Zentralredaktionen mit Inhalten versorgt werden.

Der Vielfaltsverlust wird durch die wachsende inhaltliche Medienkonzentration als Folge von Mehrfachverwertungen von Beiträgen in Verbundsystemen akzentuiert. Immer weniger Redaktionen entscheiden darüber, welche Themen, Meinungen, Personen und Organisationen Publizität erhalten. Dies ist für die demokratische Meinungsbildung problematisch. Auch für die Reputation von Organisationen wie Unternehmen oder Behörden bedeutet sie ein Risiko.

Eine Vertiefungsstudie zeigt zudem eine zunehmende inhaltliche Medienkonzentration im Schweizer Pressemarkt. In nur zwei Jahren hat sich der Anteil der Mehrfachverwertungen, sogenannter «geteilte Beiträge», von 10% auf 21% erhöht. In der Berichterstattung zu nationalen Politikthemen beträgt der Anteil an geteilten Beiträgen 2019 bereits 41 Prozent. Treiber dieser Entwicklung sind die Verbundsysteme TX Group und CH Media.

In beiden Verbundsystemen ist der Anteil geteilter Beiträge von 2017 bis 2019 deutlich angestiegen – bei der TX Group von 16 % auf 37 %, bei CH Media von 12% auf 20 %. In beiden Verbundsystemen hat auch die Anzahl geteilter Leitartikel, Kommentare und Rezensionen im Zeitraum von 2017 bis 2019 deutlich zugenommen – bei der TX Group von 12 % auf 22 %, bei CH Media von 8 % auf 25 %.

Nicht von der inhaltlichen Medienkonzentration betroffen ist das Regional-Ressort. Dieses wird auch in Verbundsystemen von eigenständigen Redaktionen mit Inhalten versorgt. Jedoch ist in der Berichterstattung zu regionalen Themen, sowohl bei der TX Group als auch bei CH Media, eine Tendenz zur Boulevardisierung feststellbar. Der Anteil an Human-Interest-Themen legt zu, während insbesondere die regionale Politikberichterstattung an Bedeutung verliert.

Vorstellung der Ergebnisse des MQR 2020 in der Aula Zürich: (v.l.n.r.) Philipp Bachmann (HSLU), Daniel Vogler (UZH), Diana Ingenhoff (UFR), Tobias Trevisan (Präsident Stifterverein Medienqualität)

Die Ergebnisse und der Gesamtbericht sind hier verfügbar: https://www.mqr-schweiz.ch/de/startseite.html

Medienspiegel zum Projekt: http://medienqualitaet-schweiz.ch/index.php/medien/

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